Interview mit Philipp Schaab.

Philipp Schaab hat einen Hang zu metaphysischen Szenarien. Wenn man ihn allerdings als H.P. Lovecraft des Odenwalds bezeichnet, dann findet er das völlig übertrieben und winkt bescheiden ab. Mit seinem Buch „Der süße Duft der Kobralilie“ beweist er allerdings, dass der Vergleich mit dem Urvater der Gruselliteratur nicht völlig an den Haaren herbeigezogen ist. Die zehn Schauergeschichten des studierten Religionswissenschaftlers sind eine phantastische Melange aus psychologischen Innenschauen, Okkultismus, Aberglaube und zeitgenössischer Literatur. Das war uns Anlass genug für ein Kurzinterview:

Subkultur: Inwiefern hängt deine Vorliebe für unheimliche Geschichten und düstere Poesie mit deiner Jugend im Odenwald zusammen?

Ph.S.: Die Schönheit der Natur, manch unheimliche Sage und manch rätselhafter alter Brauch haben definitiv ihren Teil dazu beigetragen, dass ich schreibe. Vermutlich auch der nicht immer leichte Menschenschlag, denn der inspiriert auf seine ganz eigene Weise. Eine nicht unerhebliche Rolle hat sicher gespielt, dass man als Kind einer Bauernfamilie der Natur durch die Arbeit bei Wind und Wetter sehr intensiv begegnet. Man erlebt sie nicht nur, man arbeitet, schafft und wirkt mit ihr.

Wie passt für dich dein literarisches Schaffen mit deiner Arbeit als Religionswissenschaftler zusammen?

Ph.S.: Die Auseinandersetzung mit religiösen Stoffen, mit Mythen, Sagen und Legenden ist eine hervorragende Inspiration. Außerdem kann ich mich beim Schreiben von literarischen Texten „austoben“, wenn man so will, denn ich kann hier viele Barrieren und Restriktionen einreißen, die beim Verfassen von wissenschaftlichen Texten aus methodologischen Gründen notwendig sind. So ist das eine eng mit dem anderen verbunden.

In deinen Geschichten verwischen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Wann passiert dir das im „echten“ Leben?

Ph.S.: Gar nicht. Es gibt Momente intensiven ästhetischen Erlebens, aber keine wirklichen Grenzüberschreitungen. Dafür bin ich bei aller Romantik dann wohl doch zu nüchtern.

Deine Protagonisten werden auf kuriose Weise auf sich selbst zurückgeworfen. Mit welchen Dingen musst du dich im Leben abfinden?

Ph.S.: Mit dem ganz banalen Wahnsinn des Alltags. Konkreter formuliert: Mit mir selbst, den anderen Menschen und der Gesellschaft insgesamt.

Warum sind deiner Meinung nach heute noch (in dieser aufgeklärten Welt) so viele Menschen von Schauergeschichten fasziniert?

Ph.S.: Weil wir keine Computer sind und das Irrationale Teil des menschlichen Wesens ist. Wir benötigen Wege, um die dunklen und rätselhaften Seiten der Innen- wie Außenwelt zu bewältigen und in unsere Existenz zu integrieren. Das Lesen und Schreiben von unheimlichen und morbiden Geschichten bietet dafür eine Möglichkeit.

Welche Drogen kannst du empfehlen, um auch solche Geschichten zu schreiben? 🙂

Ph.S.: Bisher habe ich noch keine Drogen gebraucht, um inspiriert zu sein. Wenn ich schreibe, bin ich komplett nüchtern. Sonst kann ich mich nicht konzentrieren. Halluzinogene Substanzen könnten vielleicht interessante Einblicke bieten, habe ich aber bisher noch nicht genommen und habe es auch in nächster Zukunft nicht vor.

Was zeichnet gute Literatur für dich aus?

Ph.S.: Sprachliches und stilistisches Niveau, originelle Ideen und Dialoge, eine nachvollziehbare Story und dichte Atmosphäre, die es mir ermöglicht, in die Geschichte einzutauchen.

Das ist dir selbst bei deinen Geschichten ja auch geglückt.

Vielen Dank für das Interview!