H.C. Roth veröffentlicht sein viertes Kinderbuch

Das neue Kinderbuch von Autor und Musiker H.C. Roth ist erschienen: „Kiwi mit Zitrone“. Was sich erst einmal nach einem ausgiebigen Blick in den Obstkorb anhört, ist eigentlich ein wunderbares, kauzig-abenteuerreiches Buch zum Lesen, Vorlesen und Vorgelesen bekommen. Und das, obwohl die Geschichte eigentlich eine ganz andere Richtung annahm, als eigentlich geplant war. Doch das und vieles mehr erzählt euch H.C. lieber selbst…

Du stammst aus Graz in Österreich und wohnst auch heute noch dort. Mal angenommen, Du müsstest deine Heimat für immer verlassen. Was würdest Du am meisten vermissen?

HC: Genau genommen komme ich aus einem unscheinbaren, kleinen Dorf zwanzig Kilometer von Graz entfernt. Ich bin damals da hingezogen, weil es sich eben so ergeben hat, und bin da geblieben, wenn sich eben nichts anderes ergeben hat. Würde ich wegziehen, würde ich natürlich die Stadt an sich, die Menschen da und alles drum herum vermissen, aber ich kann mich schnell an Neues gewöhnen und hänge Altem nicht nach. Nicht vermissen würde ich die Underground-Literatur-Szene, die existiert nämlich nicht.

Manche Leute haben ein Leben lang denselben Beruf. Du jedoch bist seit knapp 20 Jahren unter Anderem als Kolumnist, Radiomoderator, Slam-Poet, Musiker, Projektteilnehmer und Schriftsteller unterwegs – was reizt Dich daran, so viele unterschiedliche Tätigkeiten auszuüben?

HC: Das hat sich ebenso alles irgendwie ergeben. Die Radiosendung war ein Anruf eines Freundes und drinnen war ich. Das Fanzine, für das ich Kolumnen schreibe, ergab sich durch eine Mail, eine Postkarte und ebenfalls einen Anruf. In die Slam-Szene habe ich reingeschnuppert, als Kabarettist habe ich es auch probiert und als Musiker konnte ich durchaus kleine Erfolge feiern. Man muss halt alles mal ausprobieren und nachdem ich weder Fußball spielen noch Wahrscheinlichkeitsrechnungen aufstellen kann, habe ich mir diese Bereiche ausgesucht. Zudem stehe ich gerne auf der Bühne, schreibe gerne Geschichten und Lieder und einmal die Woche im Radio Quatsch zu reden hat auch seinen Reiz. Was ich zusätzlich noch gerne machen würde, wäre Film und Fernsehen. Außer einer kleinen Nebenrolle in einem DIY-Film, der bislang nie fertig wurde, kann ich da noch keine Erfahrungen vorweisen.

Wie kam der Wunsch auf, Deinen Beruf so vielseitig zu gestalten?

HC: Genau genommen ist das alles gar nicht mein Beruf, sondern ein zeitintensives, wenig lukratives Hobby. Beruflich mache ich ganz was anderes. Wie viele andere Musiker, Literaten und Künstler auch übe ich einen Sozialberuf aus. Wenn sich aber die Gelegenheit bieten sollte, mit beispielsweise Kinderbuchlesungen genug zu verdienen, um zumindest einen Teil meines Lebensunterhalts bestreiten zu können, würde ich nicht Nein sagen.

HC ROTH live - Bild: Karoline Droschl Pieringer

HC ROTH live – Bild: Karoline Droschl Pieringer

Als Musiker machst Du Punk-Musik. Was gefällt Dir an dem Genre besonders?

HC: Jeder kann mitmachen. Auch ich. Einfach gestrickte Songs, geile Melodien, die richtige Dosis Härte und am wichtigsten: die Aussage.

Welche Musik hörst Du, wenn Du nicht gerade selbst spielst?

HC: Punkrock natürlich, ein bisschen Hardcore, wenig Metal, gerne auch einmal Ruhigeres, Singer/Songwriter, Indiepop. Ich habe halt auch nicht immer Lust auf Krach und Gebolze, man wird doch älter.

Wie kommt man als Underground-Literat dazu, Kinderbücher zu schreiben?

HC: Das hat mich immer schon gereizt. Schon vor der „Manuel-Magnoli“-Trilogie und „Kiwi mit Zitrone“ habe ich mich an zwei Kinderbüchern versucht und diese erfolglos Verlagen vorgestellt. Ich denke mir eben gerne Geschichten aus – je verrückter, desto besser. Seit ich selbst Kinder habe sind diese Geschichten oft noch abgefahrener, eben kindgerecht abgefahren. Die Idee zu „Frosch mit Socken“ entstand auch tatsächlich, als ich meinen ältesten Sohn bat, so leise zu sein wie ein Frosch mit Socken.

Schreibt sich Kinderliteratur Deiner Meinung nach leichter als beispielsweise Sozialdramen wie dein Buch ‚Genpoolparty‘?

HC: Es ist beides auf seine Weise anspruchsvoll, man kann das auch nicht wirklich vergleichen. Im Kinderbuch lässt man eben der Fantasie freien Lauf, während ‚Genpoolparty‘ viel Real-Life-Wahnsinn enthält, den man sich nicht mehr ausdenken muss. Die ganzen Verstrickungen und Zusammenhänge zu erstellen, ist dabei natürlich nicht einfach, während man im Kinderbuch auf einfache Sprache und verständliche Formulierungen achten musst, was für mich, da ich es gerne mit Schachtelsätzen und Wiederholungen übertreibe, nicht einfach ist.
Dennoch ist anzumerken, dass ich noch kein einziges Buch so schnell und diszipliniert wie „Kiwi mit Zitrone“ geschrieben habe.

Wo bemerkst Du Unterschiede beim Schreiben und Auftreten für die verschiedenen Altersklassen?

HC: Im Schreiben lege ich mich eigentlich auf keine Altersstufe fest und das ist, wie ich bei Lesungen feststelle, gut so. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Bücher bei Vierjährigen, Achtjährigen und Achtundvierzigjährigen gleichermaßen gut ankommen. Natürlich ist es im Vortrag ein Unterschied, ob man da jetzt vor lauter Schülern sitzt, die selbst bereits lesen können, oder ob die Zuhörer im frühen Kindergartenalter sind. In letzterem Fall habe ich die Erfahrung gemacht, dass es besser funktioniert, wenn ich weniger vorlese als erzähle. Mit meinen Stofftieren haben sie aber alle Spaß.

Im Oktober/November erscheint Dein viertes Kinderbuch ‚Kiwi mit Zitrone‘. Dort schickst du deine Protagonisten einerseits durch ‚Öbsterreich‘, andererseits aber auch nach Neuseeland. Wieso hast du gerade Neuseeland als Handlungsort gewählt?

HC: Dieses Buch war eigentlich komplett anders geplant. Es sollte mehr eine Sammlung von Geschichten, als ein durchgehende Handlung sein. Eigentlich hätte das auch gar keine Geschichte über Obst werden sollen. Dann kam die Protagonistin plötzlich auf die Idee, ein tiefes Loch nach Neuseeland zu graben, weil sie Lust auf Kiwis hatte. Und schon war ich mittendrin in der ganzen Obst- und Neuseeland-Sause.

Deine Hauptprotagonisten in ‚Kiwi und Zitrone‘ sind grundverschieden – die eine super motiviert und der andere dauernd quengelig. Mit wem würdest Du dich in Kindertagen vergleichen?

HC: Ich war als Kind eher ein ruhiger Beobachter und bin das zuweilen noch heute.

Wie bist Du früher gegen Langeweile angekommen? Und wie heutzutage?

HC: Langweilig war mir schon sehr, sehr lange nicht mehr. Ich habe drei Kinder, einen Job und all die tausend Dinge, die ich daneben auch noch mache. Manchmal wünsche ich mir etwas Langeweile in mein Leben zurück.
Als Kind habe ich mir einfach Dinge ausgedacht und mich in Fantasiewelten verloren. Beste Voraussetzungen also für meine heutige Autoren-Aktivität.

Stell Dir vor du bist mit Deinem Abenteurer-Team aus dem Buch selbst auf Weltreise. Mit welcher der quirligen Figuren würdest Du es am längsten aushalten und welche würdest Du am liebsten aus dem Zug werfen?

HC: Ach, ich mag die alle. Wenn ich aber jemanden rauswerfen muss, dann wohl Tobias Tortellini, den alten Nörgler.

Vielen Dank für das Interview H.C.!
Wem nun nach einem literarischen Vitaminschub zumute ist, der kann das Buch jetzt selbst lesen oder es sich vorlesen lassen.

Hannah Haberberger