von Joost Renders.

Eine Person, die das Tüpfelchen beim i ist, die alles vergoldet und wenn sie weg ist, verschwindet der Rest im Nebel des Mittelmaßes. Dieser Komet aber schwirrt glühend weiter, veredelt dies, veredelt das – doch berühmt wird er nie. Das kommt öfters mal vor und hier haben wir wieder so einen Fall, der Mann heißt Jo Callis und ich wette, den meisten, die das jetzt hier lesen, sagt das nichts, aber seine Musik kennen doch einige.

Ein wenig bekannt wurde er mit der Band The Rezillos. Die erste schottische Punkband, die in der Frühzeit 1976/77/78 nach oben kam. Sie waren verdammt originell, sahen aus, als hätte ein trashiger Sixties-SciFi-Film sie ausgespuckt, und klangen auch so, eine rasante, lärmige Mischung aus Soundtracks vom Mars, Glamrock und unten drunter schlummerte ein Popsong für die Ewigkeit. Dazu ein schottischer Slang, der bis unter die Gürtellinie reichte – kurzum, die Rezillos waren einfach groß. Kein Wunder, dass das US-Label Sire Records sie nach den Ramones unter Vertrag nahm, das passte. Der Komponist dieser Juwelen war Jo Callis, der Gitarrist der Band. Sie brannten auf zwei LPs, einmal Studio, einmal live, und im Herbst 1978 war schon wieder alles vorbei. Eine Tournee wurde einfach abgebrochen, man mochte sich nicht mehr. Dabei hatte man auch noch vergessen, den Vorbands Bescheid zu sagen, und so standen The Undertones und Joy Division auf der Straße. Das Gesangsduo der Rezillos, Faye Fife und Eugene Reynolds, machten als The Revillos weiter, aber ohne Callis und so klangen sie belanglos und langweilig (Sorry to say!). Jo Callis aber machte mit den beiden anderen Mitgliedern der Rezillos, Simon Templar (Bass) und Angel Paterson (Drums), eine neue Band namens Shake auf. Die möchte ich euch besonders ans Herz legen, obwohl deren Platten schwer zu kriegen sind. Es gibt die „Culture Shock“ EP, wo noch Songs, die für die Rezillosgeschrieben wurden, zu hören sind und dann kam das Magnum Opus „Invasion of the Gamma Men“ – und das ist einer dieser Songs für die Ewigkeit, man kann es schwer beschreiben, wieder ist dieser Sixties-SciFi-Trash unüberhörbar, dazu ein unerhörter Wall of Noise, hier durfte er sich mal richtig austoben.

Die B-Seite „Night by Night“ ist schlichter gehalten, aber keinen Deut schlechter, eine Poppunk/Powerpop-Hymne, wie sie sein sollte. Leider ging diese Band ziemlich unter und nach einer weiteren Single („Whoo yeah“), die das Niveau der ersten beiden Platten nicht ganz halten konnte, wurde Shake aufgelöst. Danach spielte Callis noch bei der Postpunk-Band Boots for Dancing und veredelte diese kurzfristig, dann wurde es still um ihn. Scheinbar … jedoch: Einige Jahre später sah ich ihn live, ohne das zu bemerken. Es war The Human League, die gerade mit „Don’t you want me”, „The Lebanon” und so weiter sehr erfolgreich waren. Wie ich später feststellen musste, war der Mensch an Gitarre und Keyboards Jo Callis! Nicht nur das, beim Schreiben dieser Welthits war er auch maßgeblich beteiligt, wenn nicht gar hauptsächlich. Das dürfte ihm seitdem ein Auskommen beschert haben. Und da sind wir wieder bei den Undertones. „Loving you“, das zwar ziemlich schnulzige, aber einzig passable Lied aus der leidigen Solokarriere von deren Ur-Sänger Feargal Sharkey schrieb er auch. Dann war wieder für längere Zeit Funkstille. 

Vor einigen Jahren reformierten sich die Rezillos. Jo Callis war anfangs dabei, doch die alten Kämpfe waren auch die neuen und so verließ er die Band wieder nach einigen wohl grandiosen Auftritten. Seitdem sind sie wieder ohne Jo Callis unterwegs und es soll nicht sonderlich gut sein, tja … Ein neues Album haben sie (ohne ihn) aufgenommen. Ist ein gutes Lied drauf und dreimal dürft ihr raten, wer das geschrieben hat. Und Jo Callis? Geht auf die Siebzig zu. Vielleicht reformiert er ja Shake