Wer schon mal das Rollenspiel „Vampire – die Maskerade“ gespielt hat, kennt das Problem: Die verschiedenen Vampirtypen, zwischen denen man sich entscheiden kann, sind eigentlich eine Aneinanderreihung von Klischees. Aber warum für nur einen dieser kaputten Typen entscheiden, wenn man auch alle gleichzeitig haben kann? So oder ähnlich muss der neuseeländische Schauspieler, Regisseur und Filmemacher Taika Waititi gedacht haben. 2014 kam seine Mockumentary „5 Zimmer Küche Sarg“ in die Kinos – eine herrliche Persiflage auf alle gängigen Vampirmythen. Und weil die Komödie hierzulande noch immer fast unbekannt ist, werde ich nicht müde, sie immer wieder zu empfehlen (nein, ich bekomme kein Geld dafür ;)).

In „5 Zimmer Küche Sarg“ erhält ein Filmteam erstmals Einblicke in den Alltag von vier verschiedenen Vampiren, die in einer WG in Wellington, Neuseeland, zusammenleben. Die unsterblichen Junggesellen wohnen so, wie man es erwarten könnte: heimlich, hedonistisch und leider auch ziemlich chaotisch. Ist halt blöd, wenn man selbst über Superkräfte verfügt, die aber nicht so richtig als Druckmittel gegen die Mitbewohner einsetzen kann, weil die ebenfalls Superkräfte haben. Dann spült eben mal fünf Jahre lang keiner …

Offenbar hält die Zweckgemeinschaft dennoch bereits eine Weile, schließlich gilt es auch im 21. Jahrhundert, regelmäßig an frisches Blut zu kommen und sich vor Vampirjägern und Werwölfen zu verstecken. Pseudodokumentarisch beleuchtet der Film den vampirischen Alltag und zeigt, wie sich in den Figuren Allmächtigkeit ohne Moral sich mit dem Spießertum vergangener Jahrhunderte mischt. Das Ergebnis sind Vampire, die in unserer heutigen Gesellschaft, vor allem aufgrund ihrer Naivität und mangelnden Sozialkompetenz, chancenlose Außenseiter sind. Die Vampire selbst feiern hingegen ihre Allmacht. Selten ließ sich sich ein eklatanter Unterschied zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung so amüsant studieren.

Wer sich nach Filmen wie „Interview mit einem Vampir“ jemals fragte, warum die unsterblichen Blutsauger nicht schon längst unsere Gesellschaft übernommen haben, bekommt mit „5 Zimmer, Küche, Sarg“  die Antwort. Vampire, lernen wir, sind sehr gewissenhaft – vor allem darin, alles, was ihnen nicht passt, zu ignorieren.

Der Film nimmt seine Protagonisten nicht eine Sekunde ernst. Er steckt voller ironischer Brüche und grotesker Momente und macht deshalb von der ersten bis zur letzten Minute einfach nur gute Laune. Die vielen Anspielungen auf überlieferte Vampirklischees und -mythen machen den Film gerade auch für Vampirkenner, Rollenspieler und Filmnerds und zu einem einzigartigen Vergnügen.