Ein Interview im August 1999

Innovation ist selten. Masse statt Klasse ist angesagt. Um so mehr läßt dann eine CD wie „Das Spiel“ den von allen Seiten zugedröhnten Musikliebhaber aufhorchen. Wer ist das ? DIE LETZTE INSTANZ. Nie gehört? Ein Septett, daß es seit 1997 gibt, das eine verhältnismäßig unbeachtete erste CD namens „Brachialromantik“ 1998 veröffentlichte und nun mit „DAS SPIEL“ ihrem Namen in Sachen Stilmix alle Ehre macht.
Die jetzt schon glorreichen Sieben dürften vom Mittelalterboom ganz gut profitieren, obwohl sie musikalisch ganz andere Ambitionen hegen.

L.I.: „Ja, die Klassik ist eigentlich unser Ding. Die vereinzelten mittelalterlichen Stücke sind mehr oder weniger „Zufall“. Mittelalter ist zwar zur Zeit unheimlich angesagt, gibt aber stilistisch nicht viel her, wenn man das längerfristig betrachtet.“

Warum hat man früher von euch nichts gehört?
L.I.: „Mit der ersten CD hatten wir nicht jenes Medieninteresse hervorrufen können. Trotzdem ist „Brachialromantik“ bestimmt keine schlechte Platte. Mit Andromeda haben wir gewissermaßen neu angefangen.“

Ihr scheint alle aus unterschiedlichen Ecken zu kommen. Wie sonst könnte man sich dieses brachiale „Love Is A Shield“ Cover erklären. Bestimmt kommt der Gitarrist aus der Hardcore/ Metal- Ecke.
L.I.: „Viele unserer Stücke entstehen auf der Gitarre. Tin, der Gitarrist kommt aus der Metalszene der frühen 90er Jahre. Stilistisch ist da aber nicht mehr viel übrig geblieben.“

Man könnte die LETZTE INSTANZ aber auch in die Folklore- Ecke stecken, bloß da paßt sie genau so gut oder schlecht rein, wie die Inchtabokatables. Ja ja, ich weiß, der Musiker hört solche Vergleiche nicht so gern, allerdings ist der Journalist ein bißchen darauf angewiesen, um sich verständlich zu machen.
L.I.: „Uns hat eure CD- Kritik sehr gut gefallen. Genau so wollen wir uns verstanden wissen. Warum vergleicht man uns aber immer mit SUBWAY TO SALLY. Wir sehen da eigentlich keine Parallelen.“

Vielleicht vereint euch die geschickte Einbindung der verschiedenen Elemente aus Metal, Folk und Mittelalter. Bei der LETZTEN INSTANZ kommen aber neben der Klassik auch noch gaaanz viele andere Elemente in den Kochtopf. Trotzdem kann man die Musik im ausklingenden Jahrtausend nicht neu erfinden, auch wenn man es versteht, die verschiedenen Elemente wie keine andere Band miteinander zu verschmelzen. Dafür sind eure Texte aber einzigartig, egal ob sie in richtung Lyrik oder in Richtung Schüttelreim tendieren!
L.I.: „Wir geben uns mit den Texten viel Mühe. Wenn man das nicht tut, braucht man nicht deutsch singen. Deutsche Texte sind allgemein ziemlich schwierig und auf jeden Fall eine Geschmacksfrage…. Auf der einen Seite muß der Text auch als Gedicht durchgehen und zudem live, wenn man eben nicht mehr alles versteht, inhaltlich nachvollziehbar sein. Deshalb schreiben wir die Texte meist auf die Musik und achten darauf, das die Musik den Text „transportiert., auch wenn er live manchmal nur noch aus Wortfetzen besteht.“

Warum malt ihr euch eigentlich an? Solche Effekthaschereien habt ihr doch nicht nötig. Macht euch das interessanter?
L.I.: „ Das Make-up war von Anfang an ein Bestandteil unserer Livepräsenz. Es wahrt eine gewisse Distanz zu sich selbst und, du hast recht, es sieht interessanter aus. Es macht das ganze spannend für den Betrachter. Außerdem präsentiert es uns als eine Gemeinschaft.“

Und diese Gemeinschaft ist emsig auf dem Weg nach oben.
L.I.: „….und manchmal ein bißchen zu ehrgeizig.“

Das muß ja nicht unbedingt schlecht sein.
L.I.: „Wir sind von Zeit zu Zeit etwas ungeduldig. Es kann eben manchmal nicht schnell genug gehen. Wir setzen momentan alles daran, den Laden zum Laufen zu bringen“
…was wohl soviel bedeutet, wie vom Geheimtip zum Tagesgespräch zu werden. Das Potential dazu hat die Band auf jeden Fall, ist sie doch auch live eine Ausnahme erster Güte. L.I.: „ Wir wollen gern irgendwann einmal ein Akustikprogramm mit erweiterter Klassikbesetzung auf die Beine stellen und damit auf Tour gehen.“

Mit dieser Vision ist die LETZTE INSTANZ bestens gerüstet im Daseinskampf auf dem dichtgedrängten Musikermarkt, der immer weniger Platten verkauft.
L.I.: „ Wir sehen das nicht unbedingt so negativ. In der letzten Zeit haben es viele gute Bands ins Airplay geschafft. Man denke da nur an H- Blockx und Guano Apes. Das ist nicht ausschließlich ein Kampf, und wenn, sind wir stilistsich als Band davon nicht unbedingt betroffen. Auch wenn wir sehr viel an uns und unseren Fertigkeiten arbeiten, geht es nicht darum, besser zu sein, sondern seine Version von Musik so überzeugend wie möglich darzubieten.“

Wenn alle so denken, wäre das wohl das Musikerparadies auf Erden.

Thomas Manegold

www.letzte-instanz.de