Ein Interview mit Mikis Wesenbitter.
„Guten Morgen, du schöner Mehrzweckkomplex“ ist Mikis Wesensbitters Hommage an Ostberlin. Im Interview mit Swantje Niemann erzählt er von den schrägen Geschichten darin, seinen persönlichen Kultur- und Bierhighlights der letzten Zeit und seiner Strategie für Frieden in der Galaxis.
Wie würdest du dein neuestes Buch „Guten Morgen, du schöner Mehrzweckkomplex“ beschreiben?
Kurz und knapp: Mein Lieblingsbuch!
Es ist eine Sammlung von Geschichten, und jede einzelne hat ihre eigene Geschichte. Es ist schwer das Ganze zu klassifizieren. Das Buch ist eine Achterbahnfahrt, man fängt mit Lachen an, dann kommt der große Schreck und, wenn es gut läuft, der finale Orgasmus. Oder auch nicht. Es ist wie das Leben, und ich denke, so sollen Bücher auch sein. Natürlich ist es eine Hommage an Ostberlin, aber es ist noch sehr viel mehr.
Mir ist aufgefallen, dass es in Deinem Buch ständig Fleischbrühe, Soljanka, Wurstbrot und Ähnliches, und eine Geschichte kreist auch um die Probleme eines fleischfreien Lebens zu Vorwendezeiten. War es möglich, in der DDR als Vegetarier zu überleben? Wie?
Das ist eigentlich nur die halbe Wahrheit, denn das spielt nur im ersten Teil des Buches so eine große Rolle. Im Osten gehörte Fleisch zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln. Ich denke, das war aber im Westen auch nicht anders. Durch die Einführung der industriellen Tierhaltung, war Fleisch plötzlich viel billiger und jederzeit verfügbar. Man hielt es für gesund, und die Nachkriegserfahrungen, mit Hunger und Verzicht, werden den ganzen Konsum noch gesteigert haben.
Als Vegetarier konnte man im Osten sicherlich überleben. Man musste nur schlau sein, musste improvisieren können und durfte das nicht an die große Glocke hängen. Denn sonst hätten besorgte Mütter und Omas schon dafür gesorgt, dass man nicht vom Fleische fällt. Und zur Not gab es in jeder Bahnhofs-Mitropa und Kneipe Krautsalat. Der hat den Tag gerettet.
Noch eine Frage passend zu deinem Buch: Du hast die Chance, einer außerirdischen Zivilisation zwecks Kontaktaufnahme ein Paket mit 6 Dingen (Filme, Bücher, Musikalben, Gegenstände, …) zu schicken (tun wir mal so, als wären Sprachbarrieren dabei kein Problem). Wofür entscheidest du dich?
Ha, das ist eine schöne Frage! Kommt ganz darauf an, ob ich will, das die Aliens die Erde platt machen, oder ob ich als Botschafter des Friedens agiere.
Variante: Lasst es krachen
- Helene Fischer „Atemlos durch die Nacht“ CD
- Best of Inka Bause DVD
- Bayern München Trikot
- Wahlprogramm der AfD
- Uwe Tellkamp „Der Turm“ Buch
- Berliner Pilsner
Variante: Frieden in der Orbitalstation
- Mogwai „Come on, die young“ CD
- „Emmas Glück” – DVD
- 1.FC Union Schal
- „Heavens Gate“ – DVD
- „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“ – Buch
- Glück Auf „Edel Hell“ Bier
Du schreibst Rezensionen für Filme, Bücher und Musik. Hat dich dieses Jahr schon etwas so richtig überzeugt?
Extrem viel, das scheint wirklich ein gutes Jahr für die Kultur zu sein. Vielleicht ist es auch nur das „Tanz auf dem Vulkan“-Gefühl, das gerade um sich greift. Aktuell startet im Kino gerade „KIN“. Da sag ich: unbedingt ansehen! Eine wirklich geile Verneigung vor dem frühen 90er Jahre Kino, mit außerirdischem Mehrwert! Und den Soundtrack dazu hat meine Lieblingsband „Mogwai“ gemacht. Sandrone Daziereri und David Schalko haben extrem böse und trotzdem großartige Bücher veröffentlicht, die ich gerne empfehle.
Und die beste Live-Band?
Ich hab 2018 Guns’n’Roses, die Stones und viele andere Bands gesehen. Aber das schönste Konzert haben die Beatsteaks abgeliefert. Und die mag ich eigentlich gar nicht.
In deinem Jahresrückblick für 2017 steht, dass du 2018 mindestens eine neue Biersorte ausprobieren würdest. Bist du schon dazu gekommen, und war sie zu deiner Zufriedenheit?
Ich hab nicht mitgezählt, es war aber mit Sicherheit sehr viel mehr als nur eine neue Sorte. Ich schreibe seit zwölf Jahren über Bier, und es wird nie langweilig. Die Zeiten von Standardbier sind vorbei, es gibt ständig etwas Neues zu entdecken. Besonders beeindruckt hat mich gerade die griechische Bierkultur. Die haben tolles Bier, aber man muss danach suchen. Genauso, wie man das „Glück Auf – Pale Ale“ suchen muss. Das ist das beste deutsche Bier der Saison.
Sind weitere Bücher in Planung?
Ja! Definitiv! Aber ich will nach drei wilden Büchern endlich mal seriös werden. Momentan recherchiere ich über die Auswirkung von elektromagnetischen Feldern zwischen den U-Bahnhöfen Schönhauser Allee und Pankow auf die männliche Libido. Das ist extrem spannend. Kann aber auch sein, dass mein nächstes Projekt von zwei Damen handelt, die sich dem Zeitgeist widersetzen. Ich arbeite auch seit Jahren an einem Kinderbuch… ach Mist jetzt verzettel ich mich schon wieder. Eins nach dem anderen.
Mehr über Mikis könnt ihr auf seiner Website herausfinden.
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