Die 4. „Lange Nacht der Subkultur“ im Periplaneta Literaturcafé Berlin.

Am 25. Juni 2016 fand bei 33° Außentemperatur die 4. „Lange Nacht der Subkultur“ im Periplaneta Literaturcafé Berlin statt. Trotz einer überschaubaren Anzahl an Gästen (vermutlich wollten die meisten lieber schweißgetränkt im Gedränge irgendeines Public Viewing ihrer passiven Fußballleidenschaft frönen), amüsierten wir uns bei einer herrlichen Raumtemperatur von kühlen 19,5°.

Gary FlanellPünktlich unpünktlich, wie es sich für Freigeister gehört, begann der Abend bei Wein und Bier. Nach einem ordentlichen Soundcheck und der gewichtigen Frage, wohin mit den Verkaufsprodukten, begann der Abend ohne viel Tamtam. Thomas Manegold las eine Geschichte aus seinem Episodenroman Gespräche mit Goth und leitete so den unterhaltsamen Abend unter lautem Lachen ein.

Dass nicht nur heitere Geschichten geboten wurden, bewies Gary Flanell. Über eine eventuelle Seelenexplosion und dessen dramatischen Folgen habe ich mir nie groß Gedanken gemacht. Zum Glück hat mich Gary auf diese wirklich ernstzunehmende Gefahr im Leben aufmerksam gemacht. Die Folgen einer Seelenexplosion seien, als würde „eine Diskokugel mit ner Schrotflinte beschossen“. – Also ich möchte meine Seelenteile nicht in der ganzen Wohnung verteilt wiederfinden …
Wie vielfältig Garys Repertoire ist, zeigte er im Laufe des Abends. Gespannt verfolgten die Gäste und meine Wenigkeit später seine zweite Story. Bis zur letzten Zeile ließ er uns zappeln, was es nun mit den Herren auf sich hat. Natürlich verrate ich jetzt nicht das Ende, ich sage nur so viel: Lidl.

Wer glaubt, dass nur Mafiosi gefährlich seien, der hat noch nie Alissa Wyrdguth erlebt. Alissas Auszüge über eine fürsorgliche Mutter und (un)heimliche Autorin ließen uns in die Abgründe einer Berliner Mutti blicken, die zum Schauern und Schmunzeln einluden.

Alissa Wyrdguth

Die abwesenden Edition-Subkultur-Autoren HC Roth und Philipp Schaab wurden meisterhaft von den Periplanetanern vertreten. Die Chefin höchstpersönlich las einen Auszug aus Schaabs Schauergeschichtenband Der süße Duft der Kobralilie, der die Zuhörer in neue Sphären des Unheimlichen und Surrealen zog.
Wie peinlich komisch eine Überdosis Alkohol sein kann, bewies uns Sarah mit einem Auszug aus Genpoolparty (Roth): „Wäre sie ein Kleidungsstück, jetzt wäre Sommerschlussverkauf.“

Musikalisch bereichert wurde der Abend von Düsterpiano aus Dresden, der mit seiner wilden Mähne und dem Sixtina-Shirt in keine Kiste passt. Er spielte so hemmungslos auf seinem ePiano, als ob der Teufel hinter ihm her wäre. Hätte mich nicht gewundert, wenn von draußen der Höllenfürst ans Fenster geklopft hätte – heiß genug war`s ja.

Düsterpiano

Der Abend hätte noch lange weiter gehen können, doch leider hatte auch diese Subkultur-Nacht ein Ende. Aber die nächste ist schon in Vorbereitung (23.09.16).

Ein herzliches Merci an unsere Autorinnen und Autoren, die trotz Fußball und Megahitze tapfer ihre Performances ablieferten. Zudem sind wir ToM zu Dank verpflichtet, ohne ihn und seine Moderation wäre die Subkultur-Nacht nur halb so lustig geworden. Mein ganz persönlicher Dank gilt dem Architekten des Hauses und den weisen Herren der Stadtplanung, die es möglich gemacht haben, dass wir in unserem wunderbar kühlen Periplaneta-Reich nicht schwitzen mussten.

(Auf facebook gibt es übrigens noch mehr Bilder.)

Angelina Wiederhöft